Im Rahmen seiner laufenden Offensive gegen die Hamas hat Israel im Gazastreifen erneut Ziele angegriffen. Bei einem nächtlichen Luftschlag auf ein ehemaliges Schulgebäude in der Stadt Gaza sind laut palästinensischen Angaben mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Frauen und Kinder. Die israelische Armee sprach von einem gezielten Angriff auf eine Kommandozentrale der Hamas, in der sogenannte „Schlüsselterroristen“ aktiv gewesen seien. Das Gebäude sei früher als Schule genutzt worden, nun aber militärisch missbraucht worden.
Der Angriff auf die Schule in Gaza ereignete sich in einer Phase intensiver Kämpfe. Die israelische Luftwaffe flog nach eigenen Angaben allein in den letzten 48 Stunden mehr als 200 Angriffe. Ziele seien unter anderem Tunnelsysteme, Waffenlager und Scharfschützenstellungen gewesen. Das israelische Militär erklärte, man habe „alle erdenklichen Schritte“ unternommen, um zivile Opfer zu vermeiden. Unabhängige Überprüfungen dieser Aussagen sind derzeit nicht möglich.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete hingegen, dass sich in dem angegriffenen Gebäude viele Vertriebene aufgehalten hätten. Durch den Luftangriff seien Zelte in Brand geraten, Dutzende Menschen wurden verletzt. Bilder aus sozialen Netzwerken zeigen Rettungskräfte, die ein verschüttetes Kind aus Trümmern bergen. Die Authentizität der Aufnahmen wurde bisher nicht bestätigt.
Am Sonntag hatte Generalstabschef Ejal Zamir bei einem Besuch in Chan Junis erklärt, dass Israels Militär seine regulären Infanterie- und Panzerbrigaden vollständig in den Gazastreifen verlegt habe. Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten der Hamas dauerhaft zu zerschlagen und Geiseln zu befreien, die sich noch immer in der Gewalt der Gruppe befinden. Laut einem Militärsprecher soll innerhalb von zwei Monaten rund 75 Prozent des Gazastreifens eingenommen werden.
Im Zuge der Eskalation fordern deutsche Politiker vermehrt einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel. Adis Ahmetovic, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sagte, dass deutsche Waffen nicht zur Verbreitung humanitärer Katastrophen beitragen dürften. Auch der frühere israelische Premierminister Ehud Olmert äußerte sich kritisch und sprach von möglichen Kriegsverbrechen.
Unterdessen übte die Mudschaheddin-Bewegung scharfe Kritik an den USA und beschuldigte Washington, insbesondere Präsident Donald Trump, für die aktuellen Angriffe mitverantwortlich zu sein. In palästinensischen Medien wird dieser Vorwurf breit diskutiert, ohne dass es dazu unabhängige Bestätigungen gibt.
Die internationale Kritik an Israels Vorgehen wächst. Frankreich, Großbritannien und Kanada warfen dem Land eine „völlig unverhältnismäßige Eskalation“ vor. Armin Laschet, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, wies diese Kritik jedoch zurück. Im ZDF-„Morgenmagazin“ sagte er, die Wirkung solcher Appelle sei „gleich null“. Die Bundesregierung müsse vielmehr nüchtern agieren und keine öffentlichen Debatten auf Basis moralischer Empörung führen.
In Israel selbst wird die Strategie der Armee angepasst. Während in der ersten Phase der Bodenoffensive nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 vor allem gezielte Tötungen im Fokus standen, konzentriert sich das Militär nun auf die dauerhafte Kontrolle über Gebiete. Laut Aussagen von Militärsprechern sollen dabei sämtliche Einrichtungen zerstört werden, die von der Hamas genutzt werden könnten – unabhängig davon, ob sie früher zivile Funktionen hatten.
Die Lage im Gazastreifen bleibt dramatisch. Rund zwei Millionen Menschen leben dort unter schwierigen Bedingungen. Hilfsorganisationen berichten von einem wachsenden Mangel an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Bundesaußenminister Johann Wadephul bezeichnete die Situation als „unerträglich“. Er stehe in ständigem Kontakt mit Israels Außenminister Gideon Saar.

