China hat ein neuartiges Drohnen-Mutterschiff mit dem Namen Jiu Tan vorgestellt. Das unbemannte Fluggerät kann bis zu 100 kleinere Drohnen gleichzeitig freisetzen. Die ersten Testphasen laufen bereits. Das System sorgt international für Aufsehen – und in Taiwan für Sorge. Das Ziel: die Stärkung der chinesischen Luftwaffe und die Ausweitung ihrer technologischen Fähigkeiten im Bereich der Drohnenkriegsführung.
Der Name Jiu Tan, was übersetzt „Hoher Himmel“ bedeutet, steht für Chinas wachsende Ambitionen im militärischen Bereich. Das Fluggerät misst 25 Meter in der Spannweite, kann zwölf Stunden in der Luft bleiben und dabei bis zu 7000 Kilometer weit fliegen. Es bringt bis zu 16 Tonnen beim Start auf die Waage und kann bis zu sechs Tonnen Nutzlast tragen. Neben Drohnen sind auch Marschflugkörper und Luft-Luft-Raketen mittlerer Reichweite Teil der möglichen Ladung.
Laut staatlichen Angaben befindet sich das System noch in der Testphase. Der erste vollständige Flug ist für die kommenden Monate geplant. Besonders auffällig ist die Fähigkeit des Jiu Tan, bis zu 100 Drohnen gleichzeitig freizusetzen. Das stellt eine enorme Herausforderung für jede Verteidigung dar, da solche Schwarmangriffe schwer zu stoppen sind. Die kleineren Drohnen können sowohl zur Aufklärung als auch für gezielte Angriffe eingesetzt werden.
Hinzu kommt: Das Mutterschiff kann in großer Höhe fliegen. Dadurch ist es schwer von Radarsystemen zu erkennen. Diese Eigenschaft erhöht seine Effektivität deutlich. Die Technologie dahinter gilt als hochmodern und strategisch wertvoll.
Die Bedeutung von Drohnen in modernen Konflikten ist spätestens seit dem Krieg in der Ukraine offensichtlich. Sie werden dort sowohl für Angriffe als auch zur Überwachung eingesetzt. Auch China baut seine Drohnenkapazitäten weiter aus. Anfang des Jahres testete das Land ein unbemanntes Transportflugzeug, das über eine Tonne Fracht transportieren kann.
Militärexperten sehen im Jiu Tan ein Symbol für Chinas militärtechnologischen Fortschritt. Das System könnte in Zukunft mit US-Modelle wie der RQ-4 Global Hawk oder der MQ-9 Reaper konkurrieren. Diese können allerdings keine Drohnenschwärme wie das chinesische System steuern. Genau das macht Jiu Tan zu einer möglichen Bedrohung – besonders im Hinblick auf Taiwan.
Die politische Dimension ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Beobachter gehen davon aus, dass China mit dem Jiu Tan seine militärische Präsenz im asiatisch-pazifischen Raum stärken möchte. Es gibt die Sorge, dass das System im Falle einer Eskalation gegen Taiwan eingesetzt werden könnte. Die Spannungen in der Region sind seit Jahren hoch. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Taiwan hingegen sieht sich als unabhängiger Staat.
Das Jiu Tan könnte in einem möglichen Konflikt eine Schlüsselrolle spielen. Denn ein koordinierter Drohnenschwarm-Angriff wäre extrem schwer abzuwehren. Noch ist offen, ob das System auch tatsächlich in Serie geht oder primär zur Abschreckung dient. Doch die Botschaft ist klar: China setzt auf neue Mittel der Kriegsführung – und auf Abschreckung durch technologische Überlegenheit.
Die Entwicklung zeigt, wie stark unbemannte Systeme die Kriegsführung verändern. Sie sind kostengünstiger, flexibler und oft schwer zu entdecken. Länder weltweit investieren daher massiv in Drohnentechnologie. China ist dabei, sich an die Spitze zu setzen.
Ob das Jiu Tan den globalen Machtgleichgewicht beeinflusst, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Konkurrenz zwischen China und den USA nimmt auch in der Luft weiter zu.

